Geschichte
Geschichte des Shanty Chor Ägeri
Der Shanty Chor Ägeri entstand 1992 als lockere Formation gesangsfreudiger Segler aus dem zugerischen Ägerital und Umgebung. Er entwickelte sich mit den Jahren zu einem veritabeln Männerchor. Seit 2019 ist er als Verein organisiert und aktiv.
Rund 20 Männer, zum Teil immer noch aktive Segler, begeistert von der Nostalgie der alten Seefahrt, fasziniert von den unendlichen Weiten der Meere, sind im Chor dabei. Sie pflegen und singen ein Repertoire von Liedern. Dies sind vor allem Shantys (Arbeitslieder der Matrosen), Seemannslieder aus aller Welt und irisch-britische Folksongs.
Von 1993 bis 2018 leitete Cony von Burg unseren Chor. Seit Frühjahr 2019 gibt nun Erika Fässler als professionelle Dirigentin den Ton an. Hasi Blattmann mit seinem Schiffersklavie (Handorgel), Hildegard Forrer an Gitarre, Banjo und Flöte, sowie Karl Müller am Schlagwerk begleiten uns instrumental.
Die pure Freude am Singen, die Kameradschaft und Geselligkeit und die gemeinsamen Auftritte und Reisen sind und bleiben unsere grösste Motivation.
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Geschichte der Shantys (Wikipedia)
Was sind Shantys? Woher stammt diese Tradition?
Der heute geläufige Name «Shanty» tauchte erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Er wurde vermutlich vom englischen «chant» (Gesang) und dem französischen chanter (singen) abgeleitet.
Erste Hinweise auf «Arbeitslieder der Matrosen» finden sich im Werk des Dominikaners Felix Fabri aus Ulm, der 1493 auf einer Galeere nach Palästina segelte. Im «Complaynt of Scotland» (1549) finden sich die frühesten bekannten Texte solcher Arbeitslieder.
Shantys waren also dem Ursprung nach Arbeitslieder zur Zeit der Grosssegler. Man sang sie auf den Handels- und Fischfangschiffen, zur Unterstützung und Koordination körperlich anspruchsvoller Arbeiten, die nur in gemeinsamer Kraftanstrengung erledigt werden konnten, wie Anker hieven, Segel setzen, Segel und Netze einholen, Taue durchholen, Aufziehen der Rahen, die Arbeit an Winden und Pumpen, aber auch beim Be- und Entladen der Schiffe.
Da Grossbritannien zur Blütezeit der Shantys im 19. Jahrhundert die führende Seefahrtnation war, sind viele der heute überlieferten Shantys in englischer Sprache. Es war allerdings meist kein reines Englisch. Da die Schiffsbesatzungen oft aus unterschiedlichen Ländern stammten, war es eher ein Sprachgemisch, sogenanntes Pidgin-Englisch, unfein und melodisch unstimmig. Nicht das Singen stand im Vordergrund, sondern die Tätigkeit.
Shantys verboten
Mitte 16. Jahrhundert bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschwanden viele Shantys wieder aus dem Bordleben. Grund dafür war wohl die Zwangsrekrutierung vieler britischer Seeleute in die Kriegsmarine. Shantys waren dort verboten, denn Kommandos auf den Kriegsschiffen wurden durch Trillerpfeifen weitergegeben. Die neu angeheuerten Schiffsbesatzungen der britischen Handelsschiffe, die vorwiegend aus anderen Nationen stammten, hatten zum traditionellen Shanty keinen Bezug.
Früher anderer Klang und ohne Instrumente
Zur Zeit der frachtfahrenden Grosssegler klangen Shantys anders als heute. Auf die in Form eines Wechselgesangs laut gegen Wind und Wetter herausgebrüllten Befehle des Shantyman antworteten die Matrosen mit ihrem Gesang, der meist mit einem «Haul» (wie im Deutschen «Hau-Ruck» und dem Zug am Tau endete. So ist es auch nicht verwunderlich, dass erste Berichte über Shantys von «wilden Schreien» auf Deck der Segelschiffe berichten. Und den heute üblichen Einsatz von Instrumenten gab es nicht. Allein die Stimmen von Shantyman und Mannschaft waren zu hören. Lediglich bei ruhigeren Arbeiten wie am Gangspill (Winde für Anker) sowie in der abendlichen Freizeit kam es gelegentlich zum Einsatz von Mundharmonika, Fidel oder Banjo.
Mit Beginn der Industriellen Revolution wurden schnellere Schiffe gebraucht. Die breitbauchigen Ostindienfahrer verschwanden und wurden durch Klipper und Fregatten ersetzt. Mit der Eröffnung des Suez-Kanals verdrängten die aufkommenden Dampfschiffe viele Frachtsegler auf den Routen nach Ostasien und Australien. Dies führte letztlich dazu, dass die Shantys ihren praktischen Nutzen für die Seefahrt nach und nach verloren und nur noch in der Freizeit und zur Unterhaltung gesungen wurden.
Vielfältige Einflüsse aus allen Ländern
Viele Shantys entstanden auch durch Übernahme von Volksliedern der afro-amerikanischen und karibischen Hafenarbeiter, die beim Beladen der Schiffe in den Südstaaten der USA eingesetzt waren. Aber auch die schottischen und nordeuropäischen Walfänger- und Fischfangflotten nahmen grossen Einfluss auf die Entwicklung der Shantys, genauso wie die Besatzungen der Handelsschiffe und Kaufleute auf den Fernrouten nach Übersee. Aber auch die Lieder aus den jeweils besuchten Ländern, beziehungsweise Herkunftsländern der Matrosen spielten eine Rolle, denn man kannte keine Scheu bei der Übernahme fremder Melodien. Gesungen wurde, was gefiel, und die Texte wurden einfach verändert oder angepasst. Selbst Kinderlieder wurden adaptiert.
Quelle: Wikipedia.org
Kürzungen und Zwischentitel: Klaus Bilang
Shanty; Ursprung und Bedeutung:
Shanty stammt vom französischen chanter, übersetzt heisst das singen und bedeutet: Seemannsbrauchtum.
Ein erster Ursprung ist bereits 1450 zu finden, sehr verbreitet dann im 19. / und 20. Jahrhundert.
In den 1920er Jahren begannen englische und amerikanische Sammler die alten Gesänge der Seeleute aufzuschreiben und auch zu bearbeiten. Stan Hugill (1906 – 1992) ist der berühmteste unter ihnen. Er fuhr selbst noch auf den letzten Windjammern mit, lauschte dort den alten Seemännern und schrieb die Texte und Lieder für uns Nachgeborene auf. Er berichtet von Liedern die zahlreiche, verschiedene Versionen haben und heute zu Shanty-Klassikern geworden sind.
Shantys sind Arbeits,- oder Freizeitlieder der Seeleute auf den Segelschiffen des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Lieder hatten Themen aus ihrem Leben zum Inhalt.
Die Vorstellung, dass ein Seemann pausenlos bei der Arbeit sang, ist falsch. Man konnte ein grosses Segelschiff auch ohne Gesang bewegen; mit Kommandos und Rufen. Bei der englischen Kriegsmarine war das Singen während der Arbeit vorsichtshalber sogar komplett verboten.
Kaum vorstellbar ist auch, dass die Seeleute bei einer Kap Hoorn-Umrundung beim Arbeiten mit blossen Händen in der vereisten und verschneiten Takelage ein aufmunterndes Lied anstimmten. Aber wenn das Schiff dann wieder gut auf Kurs nach Norden war- dann kam wieder jene gute Stimmung auf, die Richard Dana 1840 in seinem maritimen Klassiker «Zwei Jahre vor`m Mast» so beschrieb: «Plötzlich hörte man wieder das fröhliche Shanty, Cheerly Man.»
Sie sangen um sich die harte Arbeit zu erleichtern oder in ihrer Freizeit im engen Quartier auf dem Vorschiff gegen die Langeweile und die übrigen Strapazen der damaligen Seefahrt anzukämpfen. Im Gegensatz zum anspruchslosen Dasein der Seeleute zeugen ihre Lieder von textlicher Kreativität und melodischem Reichtum. Grundsätzlich gilt für jedes Shanty- Projekt: jedes Stilmittel ist erlaubt, es gibt keine Normen und Regeln, die Lieder dienten der Steigerung der Arbeitsleistung, Unterhaltung gegen die Langeweile und Stärkung der Moral an Bord. Der Shantyman singt einen Solopart vor, der oft improvisiert wurde, die Mannschaft antwortet mit Kehrreimen. Schwere Arbeiten, die von mehreren Seeleuten ausgeführt werden mussten, konnten mit Rhythmus koordiniert und leichter ausgeführt werden.
Der Beruf eines Seemanns auf einem historischen Segelschiff gehört zu den härtesten Jobs die es je gegeben hat. Nicht selten verjubelten die Seeleute ihre hart verdiente Heuer nach einer strapaziösen Schiffsreise innert weniger Stunden in einer lausigen Hafenbar mit Tabak, Frauen und Alkohol. Im volltrunkenen Zustand landeten sie dann oft genug als noch billigere Arbeitskräfte auf irgendeinem Schiff mit unbekanntem Ziel. Viele Lieder erzählen von ihrem See – Nomaden - Leben, von der letzten Sause, aber auch von Heimweh.
Shantys sind nichts für Zartbesaitete……im Gegenteil. Die Texte sind oft grob, einige Lieder überzeugen nur, wenn sie wild und ruppig gesungen werden, aber nicht zu verwechseln mit Nachlässig- oder gar Falsch-Singen. Die damaligen Seeleute waren von ihrer heimischen Volksmusik her gewohnt, mehrstimmig und anspruchsvoll zu singen. Die meisten Shantys sind in der irischen und angloamerikanischen Folklore verwurzelt. Zur Mannschaft eines Segelschiffs gehörten aber meist auch andere Nationalitäten, so finden sich in den Liedern auch französische, skandinavische und deutsche Einflüsse. Künstlerische Freiheiten waren erlaubt und gefordert; vom rhytmischen Stampfen, allerlei Zwischenrufen bis hin zu jodelartigen Einlagen.
Es gibt eigentlich nur eine Regel: ein gutes Shanty muss eine gute Geschichte erzählen, in der die Seeleute ihre eigene Erfahrungswelt wiedererkennen.
Einen speziellen Einfluss brachten die farbigen Seeleute mit; auf amerikanischen Schiffen wurde oft Baumwolle transportiert, die vorher auf den Baumwollfarmen von schwarzen Sklaven geerntet wurde. Oft fuhren auf diesen Schiffen weisse und schwarze Besatzungsmitglieder mit, aber nie in derselben Wache. So kamen viele Sklaven – Arbeitslieder auf die Schiffe. Die Schwarzen bereicherten die Shantylieder mit Sklavenworksongs und Gospelharmonien sowie karibischen fetzigen Rhytmen, welche die weissen Seeleute begeisterte. Die Nordamerikanischen Weissen brachten Stile von Countrysounds, Bluegrass und Jazz ein, so entstand eine bis heute einzigartige globale Seefahrer- Volksmusik.
Es ist überliefert, dass es öfters vorkam, dass das gleiche Lied auf demselben Schiff von den Schwarzen in ihrer Schicht auf der Wache mit anderem Text und Rhythmus gesungen wurde, wie danach von den Weissen.
Als Begleitung eignet sich ein englisch- irisches Folk – Ensemble mit Gitarre, Mandoline, Banjo, Harmonika, Bass und Perkussion. Sehr passend sind auch Melodieinstrumente wie Violine und Flöte,
Mundharmonika und Akkordeon (Schifferklavier).
Erfahrene Kapitäne wussten, dass ein guter Koch schon die halbe Miete für das Gelingen einer Seefahrt war. Für die andere Hälfte sorgte ein guter Shantyman. Oft suchten die Kapitäne bewusst nach einem guten Sänger für ihre Mannschaft. Je besser der Shantyman, desto leichter ging die Arbeit und desto besser blieb die Moral. Oft mussten dabei allerdings die Kapitäne, Offiziere oder die maroden Schiffe als Zielscheibe für Spottgesänge herhalten, was dann wiederum der Kapitänscrew nicht gefiel. Manche Shantytexte wurden darum auch verboten, andererseits diente ein gutes Shanty dem Steigern der Arbeitsleistung und so liess man auch manch Kritisches durchgehen.
Man sass ja im selben Boot!
Erika Fässler, Febr. 2025